Im Oktober 1770 während seiner Studienrecht in Straßburg traf Goethe der 18-jährige Pfarrerstochter Friederike Brion aus Sesenheim. Trotz ihrer leidenschaftlichen Beziehung, nahm Goethe den Schritt der Trennung, indem Sie sich im August 1771. Es war das erste in einer Reihe von Liebes entweicht, die Goethe in seinem Leben wiederholt. Als Goethe nach Frankfurt zurück, einen Anwalt zu verfolgen, schickte er einen Abschiedsbrief an Friederike. Später in seiner Autobiographie "Dichtung und Wahrheit" (1811-1833), zu bekennen, wie er häufig nachhaltiger Schuld für ihre geplagten beschrieb er:"Die Antwort Friedrikes auf einen schriftlichen Abschied zerriss mir das Herz. Es war dieselbe Hand, derselbe Sinn, dasselbe Gefühl, die sich zu mir, die sich an mir herangebildet hatten. Ich fühlte nun erst den Verlust, den sie erlitt, und sah keine Möglichkeit, ihn zu ersetzen, ja, nur zu lindern. Sie war mir ganz gegenwärtig; stets empfand ich, dass sie mir fehlte, und was das Schlimmste war, ich konnte mir mein eignes Unglück nicht verzeihen... hier war ich zum ersten Mal schulding; ich hatte das schöneste Herz in seinem Tiefsten verwundet, ud so war die Epoche einer düsteren Reue, bei dem Mangel einer gewohnten erquicklichen Liebe, höchst peinlich, ja unerträglich"(Buch 12). Goethe besucht Frederike wieder auf dem Weg in die Schweiz im 1777. Der Dichter Jakob Lenz warb um sie, aber sie unverheiratet geblieben. Durch die Sesenheim Gesangen ("Mai-Lied", "Willkommen und Abschied"), auf die Goethe wurde durch die Liebe der Pfarrerstochter motiviert wurde sie unsterblich, inspirierende Operette "Frederike" von F. Lehar (1870-1948).
HEIDENRÖSLEIN (1771)
Sah en Knab ein Röslein stehn, Röslein auf der Heiden, War so jung und morgenschön, Lief er schnell, es nah zu sehn, Sah's mit vielen Freuden. Röslein, Röslein, Röslein rot, Röslein auf der heiden. -------- Knabe sprach: "Ich breche dich, Röslein auf der Heiden!" Röslein sprach: "Ich steche dich, Daß du ewig denkst an mich, Und ich will's nicht ledien." Röslein, Röslein, Röslein rot, Röslein auf der Heiden. ------- Und der wilde Knabe brach ´s Röslein auf der Heiden; Röslein wehrte sich und stach, Half ihm doch kein Weh und Ach, Mußt' es eben leiden. Röslein, Röslein, Röslein rot, Röslein auf der Heiden. |
MAILIED (1771)
Wie herrlich leuchtet Mir die Natur! Wie glänzet die Sonne! Wie lacht die Flur! ------ Es dringen Blüten Aus jedem Zweig Und tausend Stimmen Aus dem Gesträuch ------- Und Freud and Wonne aus jeder Brust. O Erd', o Sonne! O Glück, o Lust! ------- O Lieb', o Liebe! So golden schön, Wie Morgenwolken Auf jenen Höhn! ------- Du segnest herrlich Das frische Feld, Im Blütendampfe Die volle Welt! ------ O Mädchen, Mädchen, Wie lieb ich dich! Wie blinkt dein Auge! Wie liebst du mich! ------- So liebt die Lerche Gesang und Luft, Und Morgenblumen Den Himmelsduft, ------- Wie ich dich liebe Mit warmen Blut, Die du mir Jugend Und Freud' und Mut ------ Zu neuen Liedern Und Tänzen gibst. Sei ewig glücklich, Wie due mich liebst! |
An Friederike Brion, 1770
Liebe neue Freundin, ich zweifle nicht, Sie so zu nennen, denn wenn ich mich anders nur ein klein wenig auf die Augen verstehe, so fand mein Auge im ersten Blick die Hoffnung zu dieser Freundschaft in Ihrem, und für unsre Herzen wollt ich schwören. Sie, zärtlich und gut, wie ich Sie kenne, sollten Sie mir, da ich Sie so lieb habe, nicht wieder ein bisschen günstig sein? Liebe, liebe Freundin, ob ich Ihnen was zu sagen habe, ist wohl kein Frage; ob ich aber just weiss, warum ich eben jetzo schreiben will und was ich schreiben möchte, das ist ein anders; soviel merke ich an einer gewissen innerlichen Unruhe, dass ich gerne bei Ihnen sein möchte; und in dem Falle ist ein Stückchen Papier so ein wahrer Trost, so ein geflügeltes Pferd für mich, hier, mitten in dem lärmenden Strassburg, als es Ihnen, in Ihrer Ruhe, nur sein kann, wenn Sie die Entfernung von Ihren Freunden recht lebhaft fühlen. |