Auf seiner Reise
an den Rhein im Jahre 1814 traf Goethe die Adoptivtochter des verwitwt Bankier
Johann Jakob von Willemer in Wiesbaden. Ein Jahr später heiratete
Marianne dem Bankier. Eine
emotionale Beziehung zwischen Goethe und Marianne entwickelt, und die junge,
talentierte Marianne inspirierte ihn zu "West-östlicher Diwan". Ihre
Rolle war Suleika; Goethe als Hatem. Allerdings wurde Goethes Briefkontakt nach
1815, als er die gefühlvolle Beziehung kann nicht mehr wachsen fühlte. Goethes
Brief mit diesem Gedicht mit zwei Gingko Blätter wird im Goethe-Museum,
Düsseldorf angezeigt. Der Ginkgo, die Goethe führte Marianne am 27. September
1815, ist heute nicht mehr stehen. Seit 1928 ist der Ginkgobaum im Schlossgarten
wurde als mit "dem gleichen Baum, der Goethe inspiriert, seine feinen
Gedicht zu schaffen."
WEST-ÖSTLICHEN DIVAN (1815)
Suleika Sag', du hast wohl viel gedichtet, Hin und her dein Lied gerichtet, Schöne Schrift von deiner Hand, Prachgebunden, goldgerändet, Bis auf Punkt und Strich vollendet, Zierlich lockend, manchen Band? Stets, wo du sie hingewendet, War's gewisse ein Liebespfand? Hatem Ja, von mächtig holden Blicken, Wie von lächelndem Entzücken Und von Zähnen blendend klar, Wimpernpfeilen, Lockenschlangen, Hals und Busen reizumhangen Tausendfältige Gefahr! Denke nun, wie von so langem Prophezeit Suleika war. |
GINGO BILOBA (1815)
Dieses Baums Blatt, der von Osten Meinem Garten anvertraut, Gibt geheimen Sinn zu kosten, Wie's den Wissenden erbaut. ------- Ist es ein lebendig Wesen, Das sich in sich selbst getrennt? Sind es zwei, die sich erlesen, Daß man sie als eines kennt? ------- Solche Frage zu erwidern Fand ich wohl den rechten Sinn: Fühlst du nicht an meinen Liedern, Daß ich eins und doppelt bin? |
An Marianne von Willemer, 1814
Sagt es niemand, nur den Weisen, Weil die Menge gleich verhöhnet, Das Lebendige will ich preisen Das noch Falmmentod sich sehnet. ------- In der Liebesnächte Kühlung, Die dich zeugte, wo du zeugtest, Überfällt dich fremde Fühlung Wenn did stille kerze leuchtet. ------- Nicht mehr bleibest du umfangen In der Finsternis Beschattung, Und dich reisset neu Verlangen Auf zu höherer Begattung. ------ Keine Ferne macht dich schwierig, Kommst geflogen und gebannt, Und zuletzt, des Lichts begierig, Bist du Schmetterling verbrannt. ------- Und so lang du das nicht hast, Dieses: Stirb und werde! Bist du nur ein trüber Gast Auf der dunklen Erde. |